Mission: Und ich dachte: „raus aus Tbilisi wär‘ die Challenge“
Etappe: Wenn das Allrad versagt
Ziel: Sie haben Ihr Ziel nicht erreicht
Früh morgens am Hotel nehme ich meinen klitzekleinen Mietwagen in Empfang… er funkelt im Sonnenlicht… was für ein Gerät…
wer hätte gedacht, dass sich das Vehikel 4 Std. später in ein Matschmonster verwandeln wird…?
Aber der Reihe nach…
Der Verkehr in Tiflis ist einfach nur chaotisch… es scheint so, als gilt das Recht des Grösseren… Also fahr ich beherzt mit meinem schweren Gerät in jede Kreuzung, drängle mich in jeden Kreisverkehr raus… Im wahrsten Sinne: Augen zu und durch… apropo Strassen zu Fuss überqueren: verhält sich genauso, einfach drauf los marschieren, wer zögert der verliert…
Gefühlte 50 Minuten später, keine 10km, bin ich endlich aus dem Moloch draussen. Die Strassen werden ruhiger. Es gibt auch ne Autobahn.
Gestern abend habe ich noch grob die Spots auf der Karte markiert. Heute fahr ich erstmal gen. Westen. Hinter Tiflis wären es noch 1000km bis nach Ankara. Aber soweit will ich ja gar nicht.
Mein ersten Ziel auf der Route wäre der Katskhi pillar.
Betonung liegt auf wäre… Denn mein Ziel habe ich leider nicht erreicht.
Daher hier der Link zu Wikipedia.
Die letzten km sind reines Offroad, wirklich Offroad… ich hoppel die Böschung rauf, über Wiesen… MapsMe ist noch voll auf Kurs… bis ich eine Match-Piste unterschätze, so dass auch das Allrad versagt… Ich stecke fest… das Auto tief im Schlamm eingegraben, meine Schuhe hab ich beim verzweifelten Versuch raus zu kommen, ebenfalls versenkt… ich stehe barfus, ratlos, hilflos da…
Irgendwann kommt eine neugierige georgische Frau… versucht mir was zu sagen… ich verstehe nichts… sie versteht mich nicht… Die Frau geht wieder… ich bin immer noch hilflos…
Anscheinend hat die Frau Hilfe gerufen:
erst
ein Georgier… dann wird telefoniert… dann sind es auf einmal
zwei Georgier… wieder telefoniert… und dann sind es
drei Georgier… es wird beratschlagt, geschoben… Ich meine zu verstehen: Allrad anschalten… tja das habe ich versucht und mich leider dadurch noch tiefer in den Schlamm gebuddelt…
Gefühlte 1 1/2 Std. Später kommt jemand auf die Idee: wir brauchen Kies!
Der georgische McGyver …. Tonne um Tonne wird der Kies geholt.. und am Ende schaffen wir es dann doch noch das Vehikel aus dem Schlamm-assel zu manövrieren…
Das eigentliche Ziel, habe ich von der Urlaubsplanung gestrichen und ich nehme die Räder in die Hand und fahre schleunigst zurück auf die Hauptstrasse.
Was habe ich dabei gelernt?
– ein Georgier kommt selten allein
– Das beste Allrad-Fahrzeug ist nur so gut wie sein Fahrer
– Matschloch voraus? lieber umfahren (sofern möglich) und wenn es keine Alternative gibt, dann besser umkehren
– immer 2 Paar Schuhe dabei haben
Nach all dem Abenteuer, werde ich mal meine Route überdenken… In Kutaissi habe ich jetzt 2 Nächte und kann mich neu orienieren… vielleicht ein bisschen weniger Aufregung…
Abenteuer ohne Risiko ist Disneyland.
Doug Coupland